Unterwegs mit dem Pro-Tour-Team Lotto-Belisol
Abfahrt!“ Einer gibt das Kommando – und die ganze Gruppe setzt sich in Bewegung. Mit einklickenden Pedalen, surrenden Ketten und Schaltgeräuschen setzt sich das Profiteam in Bewegung. Schnell sind die Rennfahrer aus dem Ortskern heraus, lassen die Mittelmeerküste hinter sich und machen sich auf den Weg ins hügelige Hinterland.
Costa del Azahar heißt die Gegend – Küste der Orangenblüte. Sie trägt diesen Namen zu Recht. Hier, inmitten von Orangenplantagen, bereitet sich das belgische Lotto-Belisol-Team auf die neue Saison vor. Heute stehen intensive Intervalle auf dem Trainingsplan. Trotzdem ist die Stimmung gut. Es wird gescherzt, herumgealbert, gelacht. Alle freuen sich auf die neue Saison.
Der D-Zug kommt
Die Straße ist eine lange Gerade. Rund drei Kilometer lang, leicht ansteigend. In Abständen von 500 Metern stehen weiße Plastikeimer mit Entfernungsangaben drauf. Sie dienen den Fahrern als Orientierung. Es ist eine Simulation. Die Simulation eines Massensprints. Der berühmte Lotto-Sprintzug schießt über die Gerade. Ein Fahrer nach dem anderen geht aus dem Wind, lässt sich zurückfallen, am Ende bleibt der Sprinter übrig, beschleunigt, jubelt. Nicht ein mal, sondern sechs mal. Sechs mal zwei Kilometer Sprint-Anfahren hat Trainer Bert Ackaert auf den Trainingsplan geschrieben. Feinschliff ist angesagt. Bald beginnen die ersten Rennen.
Die Fahrer müssen sich an die hohen Belastungen gewöhnen, der Sprintzug muss sich einfahren, Abläufe einstudieren. Zwei Züge fahren gegeneinander, werden gestört von einem Ausreißer, nur einer kann gewinnen. Nach jedem Durchgang wird diskutiert: „Hier warst du zu langsam, da war er zu schnell …“ Die Teams werden umgestellt, Positionen vertauscht. Bis es passt.
Trainieren, schlafen, essen
Nach dem Training zählt für die Profis nur eines: Regeneration. Der Kohlenhydratspeicher muss aufgefüllt werden. Meistens mit Pasta oder Reis. Danach: Siesta, TV gucken, Playstation zocken. Am Abend gibt es eine Massage, dann zaubert der eingeflogene Koch ein Steak mit Salat auf den Teller.
„Bei den Hotelküchen kann man sich nie hundertprozentig sicher sein, dass alles in Ordnung ist“, sagt ein junges Talent mit großen Ambitionen. Nichts wird dem Zufall überlassen: „Wir essen, trinken, fahren Rad, schlafen. That´s it." Da kann einem schon mal die Decke auf den Kopf fallen. „Wir sind hier ja aber nicht zum Spaß, sondern zum Arbeiten“, so der 22-jährige Belgier. Wenn Unlust aufkommt, hilft man sich gegenseitig. Das bestätigt sein Zimmerkollege Kenny Dehaes: „Teamkameraden sind dazu da, sich über die schlechten Tage hinweg zu helfen – wie in einer Familie.“
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